Quartier an der Frauenkirche 2002
Wettbewerb am Neumarkt Dresden, „Quartier an der Frauenkirche“, Siegerentwurf Wettbewerbsbereich II

AUFGABENSTELLUNG
Der Auslober wünschte sich die Neuplanung der beiden historischen Parzellen Töpferstr. 4 + 6 am Dresdner Neumarkt ( Wettbewerbsbereich II, Quartier an der Frauenkirche ). Es sollte eine zeitgemäße Form für eine Gewerbe- und Wohnnutzung gefunden werden.

ENTWURFSGEDANKEN
Der Leitgedanke des Entwurfes besteht darin, unter reflektierter Berücksichtigung der Grundsätze der von der Stadt Dresden aufgestallten Gestaltungssatzung ein zeitgemäßes Gebäude zu entwickeln, das den Ansprüchen unserer heutigen Gesellschaft genügt und darüber hinaus auch zukünftige, heute noch nicht abzuschätzende Nutzungen problemlos aufnehmen kann.

STÄDTEBAU UND FASSADEN
Die Entwurfsverfasser schätzen die Qualität der kleinteiligen Abfolgen im Straßenraum an. Deshalb soll das Gebäude die ursprüngliche Gliederung des Grundstückes in zwei Parzellen horizontal und vertikal skizzieren, dabei seine einheitliche und zeitgemäße Nutzung aber nicht verleugnen.

Es entstehen also zwei Gebäudeteile, die durch ein gemeinsames Treppenhaus miteinander verbunden sind und sich im Straßenraum durch Materialtrennung in der Fassade und Geschossstaffelung abzeichnen. Die ursprüngliche Geschossigkeit von IV+D und V+D findet wieder ihre Anwendung. Durch die gewählte Geschoßhöhe von 3.40m werden die ehemaligen Gebäudehöhen nicht dogmatisch aufgenommen, aber umspielt.

Der Entwurf setzt sich mit der am Ort vorhandenen „Materialität“ auseinander und versucht eine sensible Neuinterpretation des „steinernen Hauses“. Die geschlossene Nordfassade dient des weiteren als Speichermasse und „Pufferzone“ zur Straßenseite.

Es wird mit den Materialien Sand- und Betonstein gespielt. Jedes Haus wird mit einem dieser Materialien verkleidet und integriert in kleinen Anteilen einzelne Steine der jeweils anderen Fassade. Damit soll die einheitliche Nutzung im Inneren ablesbar sein. Die ursprüngliche Idee, die im Keller vorhandenen Sandsteine als Fassadenverkleidung in einem Gebäudeteil zu verwenden, wird möglicher Weise aus technologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten eher nicht realisierbar sein. Aus diesem Grund wird großflächiger, neu gebrochener Sandstein zum Einsatz kommen.

Die in der Gestaltungssatzung festgehaltenen Prinzipien finden auf sensible Weise in der Nordfassade durch vertikale Formate für Fenster und Öffnungen, Horizontalgliederungen, Fassadenrelief ihre Anwendung. Um dem Straßenbild Rechnung zu tragen, wird das Dach geknickt ( Mansarddachthema). In Richtung Süden öffnet es sich aber in Form eines Pultes um den Reiz der Blickbeziehung zur Frauenkirche auszukosten und ein hohes Maß an Südbelichtung in die Wohnung zu holen.

In Richtung Süden zeigt sich das Gebäude mit einer moderneren, transparenteren Fassade, da auf dieser Seite keinerlei „historische Abhängigkeiten“ bestehen und die Qualität der Blickbeziehung zur Frauenkirche ausgekostet und ein hohes Maß an Südbelichtung in die Wohnung geholt werden soll.

GEBÄUDEORGANISATION
Es entstehen zwei Gebäudeteile, die durch eine gemeinsame Erschließung miteinander verbunden werden. Treppenhaus und Aufzug legen sich dabei zu beiden Seiten um die ehemalige Grundstücksgrenze, die dadurch in abstrakter Form nachgezeichnet wird.

Die Erschließungsorganisation im Gebäude ermöglicht einen äußerst flexiblen Grundriss, der eine Vielzahl an Nutzungen und Grundrissaufteilungen zuläßt. Dabei kann die Fläche pro Geschoß in kleine 4 Nutzungseinheiten von ca. 40 qm bis zur kompletten Geschossnutzung für eine Nutzungseinheit mit ca. 160 qm aufgeteilt werden.

Man betritt das Gebäude strassenseitig im EG und erreicht von dort aus Treppenhaus und Aufzug. Im EG erstreckt sich eine Bar in das 1.OG und ein Laden in das 1.UG. Im 2.UG befinden sich die Kellerräume für Gewerbe und Wohnnutzung. Ab dem 2.OG sind Wohnungen untergebracht. Es sind dabei alle Wohnungsgrößen möglich. In den Dachgeschossen befinden sich Maisonettewohnungen.

An der Südfassade sind allen Wohnungen Balkone über die ganze Wohnungsbreite zugeordnet. Davor liegt im Innenraum eine erhöhte Zwischenzone zwischen Innen und Außen. Bei Öffnung der Glas-Schiebetüren wird der Zwischenraum zum Balkon und der Innenraum zum Außenraum. Die Zwischenzone kann als und Sitz- und Liegefläche / Stauraum ect. genutzt werden.

KONSTRUKTION
Aus der Grundstücksgröße resultierend, ergibt sich ein Grundraster von 2.75 m. Die Lastabtragung wird über die Wandscheiben in Ost- West- Richtung realisiert. Zusätzliche Aussteifung durch tragende Wände in der Mittelachse, die zugleich für die Leitungsführung genutzt werden. Es ergeben sich stützenfreie, flexible Räume, und führt zu einer wirtschaftlichen Lösung. Die Geschosshöhen betragen 3.40 m.

ÖKOLOGIE / ENERGIEKONZEPT
Der Entwurf soll mit einem minimal technischen Aufwand ein Maximum an Komfort für seine Benutzer bieten. Geringe Betriebskosten werden durch einen kompakten Baukörper mit großer Speichermasse (Massivwände) und Wärmedämmung, sowie einer natürlichen Be- und Entlüftung erzielt.
Es wird das Anbringen einer flächenbündigen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach vorgeschlagen.
Kostensparendes Bauen wird durch den kompakten Baukörper mit wirtschaftlichem Tragwerk (klares Ordnungsprinzip), Einsatz von vorgefertigten Bauelementen und Einsatz von natürlichen Baumaterialien erreicht. Ein zentrales Bussystem zur Steuerung der Allgemeintechnik ist möglich.